Ein stiller Killer im Hühnerstall?
Fettleber-Syndrom bei Legehennen.
Wenn das Fettlebersyndrom (FLS) ausbricht, erreichen Ihre Tiere nur noch eine Spitzenlegeleistung von etwa 70 bis 85 Prozent. Sie bemühen sich, den Produktionspeak zu erreichen, bemerken stattdessen eine Leistungsminderung bei Ihren Hennen sowie eine reduzierte Eiproduktion und Eiqualität. In manchen Fällen gibt es eindeutige Symptome: chronischer Appetitmangel, Depression, übergewichtige Tiere, Bewegungsrückgang und blasse Kämme. Mitunter aber ist das einzige Anzeichen dafür, dass in Ihrem Bestand etwas nicht in Ordnung ist, das sporadische Auftreten von Todesfällen.
Eine Legehenne, die sich ihrem Leistungspeak nähert, hat einen hohen Energiebedarf. Bei der Aufnahme von energiereichem Futter lagert sich die überschüssige Energie in Form von Fett im Bauchraum, unter der Haut, in den Nieren, der Herzbasis, im Darm und im Bauchmuskel ab. Vor allem aber sammelt sich das Fett in der Leber und rund um den Eileiter an. Fetteinlagerungen in der Leber führen dazu, dass die Leber weich und anfällig für Verletzungen wird. Rund um den Eileiter können Fettablagerungen bei der Eiablage eine Leberruptur und Einblutungen verursachen. Mit anderen Worten: Bei der Eiablage können, der damit verbundene metabolische und physische Stress eine Blutung auslösen. Die Ruptur der Leber zeigt an, dass sich das FLS zu einem hämorrhagischen Fettlebersyndrom entwickelt hat.
Ein multifaktorielles Problem
Das Fettlebersyndrom ist in hohem Maße ein multifaktorielles Syndrom, für das neben einer übermäßigen Energieaufnahme mehrere Risikofaktoren vorliegen. So wurde das Hormon Östradiol mit der Entstehung des Fettlebersyndroms in Verbindung gebracht. Im Zusammenhang mit der Geschlechtsreife stimuliert dieses Hormon die Leber, verstärkt Fett für die Eidotterbildung einzulagern. Demzufolge nimmt die Lebergröße mit Beginn der Eiproduktion als Reaktion auf den Östrogenspiegel drastisch zu.
Die Entzündungsreaktion wurde auch als einer der Auslöser des hämorrhagischen Syndroms der Fettleber in Betracht gezogen. Bei Tieren mit experimentell induziertem FLS wurde über erhöhte Spiegel der Entzündungsmarker berichtet. Im kommerziellen Umfeld kann die Entzündungsreaktion, die diesen Übergang bewirkt, durch andere Faktoren verursacht werden, u.a. durch ernährungs- und umweltbedingte Faktoren.
Das Fettlebersyndrom wird häufig bei Legehennen mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten beschrieben und hängt möglicherweise mit der Art der Unterbringung zusammen. Einer Studie zufolge gab es zwar in Bezug auf die Gesamtsterblichkeitsrate keine Unterschiede zwischen den einzelnen Unterbringungsarten, wohl aber in Bezug auf die Todesursache. Bei Legehennen in Käfighaltung starben 74 Prozent der Hennen am FLS, in alternativen Haltungsformen wurde diese Erkrankung nur bei 0 bis 5 Prozent der verstorbenen Hennen diagnostiziert.
Trotz der veränderten Haltungspraktiken in weiten Teilen der Eierindustrie ist die Käfighaltung in vielen Ländern nach wie vor das vorherrschende System für die Unterbringung von Legehennen – was dieses Syndrom zu einer großen potenziellen Bedrohung für Legehennenbestände macht. Tatsächlich stammen jüngsten Schätzungen zufolge mehr als 90 Prozent der Eierproduktion in China, Japan und den USA von Hennen in Käfighaltung. In der Türkei, Indien, Russland und Mexiko waren es 100 Prozent.
Es ist bekannt, dass die höchste FLS-Inzidenz in Hitzeperioden auftritt. Generell reduzieren höhere Umgebungstemperaturen den Energiebedarf, was zu einer positiven Energiebilanz führt. Zusammen mit der ohnehin schon höheren Energiebilanz einer zur Erzielung einer Spitzenleistung gefütterten Legehenne forcieren höhere Umgebungstemperaturen die Entwicklung der Krankheit.
Darüber hinaus sind Vögel zur Regulierung der Körpertemperatur auf die Verdunstungskühlung während der Atmung angewiesen. Unglücklicherweise kann das vermehrte Bauchfett bei diesen Hennen die normale Atmung und Kühlung beeinträchtigen, sodass diese Vögel leichter einen Hitzschlag und eine Leberruptur aufgrund des FLS erleiden. Wir können daher abschätzen, dass Legehennen in Regionen mit warmem Klima unter Umständen sogar noch anfälliger sind für dieses Syndrom. Da es immer offensichtlicher wird, dass Extremtemperaturen rund um den Globus zunehmen, scheint die Suche nach Lösungen für das Fettlebersyndrom immer unerlässlicher zu werden.
Subklinisch, aber kostspielig
Das Fettlebersyndrom wird bei Legehennen häufig nicht erkannt. Die Sterblichkeit beträgt gewöhnlich 3 bis 5 Prozent – kann aber auch höher sein. Dabei ist allerdings zu beachten, dass der Tod nur in Extremfällen nach einer massiven Leberblutung eintritt. Dies legt nahe, dass eine beträchtliche Anzahl Hennen innerhalb eines Bestands möglicherweise an einem subakuten und chronischen Fettlebersyndrom leidet. Wenn jedoch das FLS keine offensichtliche Morbidität oder keinen erkennbaren Rückgang der Produktivität verursacht, sollte man es dann überhaupt angehen? Wenn es bei lebenden Tieren schwierig ist, zwischen betroffenen und gesunden Hennen zu unterscheiden, und es keine Diagnoseverfahren gibt, sodass das Syndrom häufig übersehen wird, schadet FLS dann der Produktion?
Die Antwort ist nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Zunächst einmal gibt es einen Zusammenhang zwischen FLS und der Eierschalenqualität. Eine wichtige Funktion der Leber ist die Aktivierung von Vitamin D – in seiner aktiven Form Vitamin D3. Berichten zufolge ist der Kalziumspiegel im Blut von Hennen mit FLS erhöht, was auf eine Beeinträchtigung der Bildung des aktiven Vitamins D hinweist – das für den Prozess der Eierschalenbildung unentbehrlich ist. Vitamin D3 wird für eine normale Kalziumaufnahme benötigt. Eine unzureichende Menge von Vitamin D3 führt schnell zu einem Kalziummangel und einem Rückgang des Eierschalengewichts, was weichere und dünnere Schalen zur Folge hat. Es wurde darauf hingewiesen, dass „deklassierte“ Eier 3,5 bis 12 Prozent aller Eier ausmachen – ein Wert, der sich gegen Ende des Legezyklus noch erhöhen kann. Abgesehen von der Eierschalenqualität führt die chronische Form des FLS möglicherweise zu einer Abnahme der Eierproduktion, verursacht aber nur eine geringe oder gar keine Änderung der Sterblichkeitsrate; diese Hennen weisen unter Umständen Fortpflanzungsstörungen auf.
Prävention ist der Schlüssel
Da das Fettlebersyndrom als „Silent Killer“ leicht übersehen wird, ist einer der wichtigsten Aspekte zur Vorbeugung die Überwachung der Risikofaktoren und Anzeichen. Die Futteraufnahme sollte überwacht werden, in Verbindung mit der Zunahme von Körpergewicht und Sterblichkeit sowie der Abnahme der Eierproduktion. Routinekontrollen von Körpergewicht und Gleichförmigkeit können dazu beitragen, die Entwicklung von Übergewicht aufzudecken. Etablierte Testverfahren stehen nicht immer zur Verfügung. Daher sind heute oftmals immer noch Sektionen erforderlich, um eine endgültige Diagnose zu stellen. So kann es besonders schwierig sein, das Problem in einem Bestand ohne offensichtliche Krankheitszeichen zu erkennen.
Eine weitere Strategie zur Vorbeugung des Fettlebersyndroms ist die sorgfältige Zubereitung des Futters. Die Zusammensetzung sollte sich nach der Spezies und Eierproduktionsrate richten, sodass das Verhältnis von Energie zu Produktion innerhalb eines angemessenen Rahmens kontrolliert werden kann. Die Reduzierung der Futterenergieaufnahme, z.B. durch die Erhöhung von linolsäurereichem Fett und die Reduzierung von Kohlehydraten, kann die Inzidenz dieser Erkrankung verringern. Dies ist darauf zurückzuführen, dass zugesetztes Fett die Synthese von neuem Fett verringert, sodass die Leber nicht so sehr unter Druck steht, Fett für das Eidotter zu produzieren. Insgesamt reduziert dies die Stoffwechselbelastung der Leber.
Führen Sie den Tieren ausreichend Energie zu, um sie zu erhalten und gleichzeitig die Produktion zu optimieren, aber nicht mehr. Die Maximierung der Energieaufnahme in der ersten Legeperiode ist zur Förderung der Produktivität unerlässlich. Der Energiebedarf lässt im Laufe der Legeperiode mit abnehmender Produktion jedoch nach. Daher ist es unter Umständen erforderlich, die Futterdichte zu reduzieren, damit die Tiere nicht übergewichtig werden. Tatsächlich variiert das Verhältnis von Stoffwechselenergie zu Protein im Futter mit der Temperatur und der Eierlegerate. Bei hohen Temperaturen beispielsweise wird das Energie/Protein-Verhältnis um 10 Prozent verringert. Weitere Präventionsstrategien sind die Bereitstellung eines geeigneten Lebensraums, die Kontrolle der Umgebungstemperatur und die Stressreduktion.
Lösungen – komplex, aber nicht kompliziert
Neben Fütterungs- und Haltungsstrategien gibt es Lösungen zur Unterstützung hochproduktiver Legehennen. Der Übergang vom subklinischen FLS zum tödlichen hämorrhagischen Fettlebersyndrom geschieht häufig unbemerkt – bis es zu spät ist. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, den Bestand zu stärken, bevor dies zum Problem wird. Die Supplementierung des Futters war viele Jahre lang Standard, um die Tiere vor FLS zu schützen. Angesichts stark schwankender und sporadischer Extremtemperaturen sowie der erhöhten Belastung des Darms bei Futterumstellungen ist eine einfachere Lösung vonnöten.
Bei Biochem haben wir Konzepte zur ganzheitlichen Förderung entwickelt: Um Ihre Tiere bei der gesunden Leberfettspeicherung und Mobilisierung zu unterstützen und sie in Stresssituationen, wie z.B. Hitzestress, zu entlasten. Da es sich um Zusätze für das Tränkwasser handelt, ist eine problemlose und präzise Anwendung sichergestellt. Es sind somit unkomplizierte Lösungen, die einen wertvollen Beitrag für den generellen gesundheitlichen Zustand und das Wohlbefinden Ihrer Legehennen leisten können.
Das Fettlebersyndrom bleibt ein ungelöstes Problem bei Legehennen und sowohl die akute als auch die chronische Form der Erkrankung können den Eierproduzenten große Verluste bescheren. Wir verfügen über jahrelange Erfahrung in der Entwicklung von „Vor-Ort-Lösungen“ für Ihren Produktionsbetrieb. Setzen Sie sich mit uns in Verbindung und wir entwickeln gemeinsam ein Programm zur Unterstützung Ihrer hochproduktiven Legehennen.